Kölsche Originale
Kölsche Orgenale – su woodte Minsche genannt, die juxige ov komische Enfäll hatte. Se all hatte usgefalle Idee un mancheiner soch och e bessche löstig us ov dät sich ärg klüchtig verhalde. Meddlerwiel kennt mer se kaum noch – doröm es et an der Zigg, se uns ald widder en et Gedächnis zo rofe.
Lehrer Welsch (29. Mai 1848 - 1935)
Eigentlich sorgten Willi Herkenrath und Hermann Kläser 1938 dafür, dass sich noch heutzutage viele an den Mann erinnern, der längst vergessen schien. Und dass, obwohl sie nie zu seinen Schülern zählten. Doch zumindest kannten Herkenrath und Kläser Heinrich Welsch persönlich und so trug es sich zu, dass die beiden auf einer Karnevalssitzung im Jahre 1938 ein Lied vortrugen, das Begeisterungsstürme beim Publikum hervorrief. Schlicht und einfach mit „Dreimol Null es Null es Null“ verarbeiteten sie eine kölsch-mathematische Lösung und mittendrin im Text heißt es „Unse Lehrer, dä heeß Welsch, un sing Sproch wo unverfälsch…“ Die „3 Laachduve“ – wie sich das Trio Kläser, Jung und Herkenrath nannte – bekamen eine großartige Replik von Dr. jur. Julius Kemper, der wiederum den Besungenen persönlich kannte. Und so wurde der „Erste Staatsanwalt Kölns“ (der er tatsächlich war), nicht müde zu betonen, dass es Heinrich Welsch war, auf dessen Initiative hin die erste Hilfsschule gegründet wurde.
Das von den Großeltern gebaute Haus, wo Heinrich Welsch mit seinen vier Geschwistern aufwuchs, steht noch heute in der Villiper Straße in Arzdorf. Er erlebte mit sieben Jahren den Unterricht mittels eines „nicht seminaristisch ausgebildeten Lehrers“ (genauso schreibt er es in sein Tagebuch). Und weiter schrieb er noch „Später kamen geprüfte Lehrer, die langweilten sich und uns!“ Welsch wurde selbst Lehrer, zunächst als Volksschullehrer, später als Privatlehrer der Kinder von Leopold Reichsfreiherr von Fürstenstein. Den Abschluss seines beruflichen Werdegangs bildete eine Rektorenstelle an der neu gegründeten Hilfsschule in Köln Kalk.
Dies Stelle war kein Zufall: Früh erkannte Welsch, dass es Kinder gibt, die eben nicht in „Regelschulen“ passen, denen mehr unter die Arme gegriffen werden muss und die auf eigenen Schulen, wo ihnen genau dieses Wissen vermittelt werden kann, besser aufgehoben sind. Genau diese Art von Hilfsschule, wo die Kinder eben nicht nur „Ballast“ für die Lehrer sind, war bahnbrechend für die weitere Entwicklung im Schulwesen. 1889 wurden Heilkurse für stotternde Kinder, später sogar Lippenlesekurse für schwerhörige Kinder eingerichtet. Daher wurde beim Ausdruck „Do wors wohl beim Lehrer Welsch en d’r Klass“ – bald zum geflügelten Wort. Allerdings war er mehr Ausdruck dafür, wenn es darum ging, einen Gesprächspartner zu veräppeln.
Heinrich Welsch verschaffte sich ein hohes Ansehen in Kalk und es gab keinen Bürger, der ihn nicht ehrfurchtsvoll grüßte. Nicht nur in der Schule engagierte er sich, er half auch außerhalb jedem, der es nötig hatte. Hatte ein Schüler die Schule verlassen, konnte er auf Unterstützung bei der Berufswahl hoffen; auch sozial Schwachen half der Rektor, wo er nur konnte. Als Welsch 1935 im hohen Alter von 87 Jahren starb, fanden sich viele Trauernde bei der Beisetzung ein.
Als Welsch 3 Jahre später musikalisch im Lied wiedergeboren wurde, musste sein „geistiger Vater“ Herkenrath sich oft fragen lassen, warum er ihn in die linksrheinische Kaygasse versetzt hatte. Es war eine rein dichterische Freiheit, die ihn den Lehrer hatte anders verorten lassen.
Doch der Siegeszug des Liedes musste noch einige Zeit auf sich warten lassen. Den der Krieg machte den Textern und Komponisten einen Strich durch die Rechnung und Herkenrath musste 1948 enttäuscht feststellen, dass auf den Notenblättern und Schallplatten der Vermerk „bearbeitet nach einer alten Volksweise von H. J. Süper“ stand. Und so wurde Herkenrath Zeuge wie die „Vier Botze“, Kölns bekannteste Gesangsgruppe“ das Lied immer und immer wieder sangen.
Auch Hermann Kläser kam später aus der Kriegsgefangenschaft zurück, nicht jedoch Heinz Jung; dieser war am 8. November 1944 gefallen.