Kölsche Originale
Kölsche Orgenale – su woodte Minsche genannt, die juxige ov komische Enfäll hatte. Se all hatte usgefalle Idee un mancheiner soch och e bessche löstig us ov dät sich ärg klüchtig verhalde. Meddlerwiel kennt mer se kaum noch – doröm es et an der Zigg, se uns ald widder en et Gedächnis zo rofe.
Böckderöck Wau-Wau (Anna Maria Zaudig 15. Oktober 1803 – 24. April 1876)
Eigentlich hätten Anna Maria Zaudig und Jakob Jansen das absolute Traumpaar sein können. Beide waren 24, als sie sich das Ja-Wortgaben und Anna Maria ihr Elternhaus im Vringsveedel verließ. Doch während Jakob in seinem Beruf als Weißgerber aufging, kam seine Frau vor Langeweile fast um. So fing sie an, des Öfteren nach Alkohol zu greifen – etwas, was ihr schon in der elterlichen Backstube öfter über den Kummer hinweghalf.
Selbst, als die Ehe mit 2 Kindern gesegnet wurde, besserte sich der gesundheitliche Zustand von Anna Maria nicht. Hinzu kam, dass die Familie in einem stark besuchten Veedel wohnte – der Spulmannsgasse. Ständig besucht von Schauspielern und Sängern, dazu kamen noch die ständigen Kirchenbesuche, denn St- Johann Baptist war gut besucht. Doch am allerschlimmsten war der permanente und störende Lockruf der Wachtel, die von morgens bis abends gegenüber des Hauses der Familie das immer gleiche „böck de röck, böck de röck“ ertönen ließ und damit die Nerven der Hausfrau Anna Maria zum Reißen brachte.
„Dat ewige böckderöck, böckderöck, böckderöck vun däm Vogel
geiht mer op de Wecker. Dä soll die Schnauz halde, dat Drecksbieß!“
So hörte man sie jeden Morgen laut keifend auf die Straße rennen, nachdem sie sich – kaum war Jakob aus dem Haus – einen tiefen schluck aus der Flasche gönnte. Doch die Schlucke wurden größer und der Ehemann zog es immer öfter vor, seine Abende anderenorts zu verbringen – bis er eines Tages von daheim auszog.
Der tiefe Absturz
Inzwischen war Anna Maria das Gespött bei den Kindern – wo sie auch hinkam, überall riefen sie ihr ein „Böckderöck“ hinterher und wenn diese dann mit dem Stock auf sie losging, ertönte aus der Ferne ein „wauwau“.
„Zo Köllen in der Spillmannsgass
Do wonnt en ahle Frau,
Die heisch met ehrem Name
De Böckderöck-Wauwau!“
Auf Grund ihres etwas verwahrlosten Aussehens glauben viele, sie wäre schon älter, der Schein trog – mit erst 36 heiratete sie den 64-jährigen Wollarbeiter Heinrich Rehfeld. Leider kamen beide Töchter aus 1. Ehe – Anna Maria und Katharina – zu sehr auf ihre Mutter. Die eine landete etliche Male vor dem königlichen Landgericht und auch die andere schlug die falsche Laufbahn ein.
Oft musste Anna Maria ihre Einkünfte durch Bettelei anpassen und benutzte oft eine ihrer Töchter dazu, um mehr Mitleid zu erregen. Doch das erbettelte Geld wurde direkt in Alkohol umgesetzt und so torkelte sie zunehmend bereits am frühen Vormittag zu ihrer Wohnung.
Im Laufe der Jahre ging es immer weiter mit ihr bergab. Der Augenzeuge Hermann Becker erinnerte sich an seine Jugendzeit: Dort soll die sturzbetrunkene Anna M. vor einer Schar von Soldaten getanzt und ihren Rock dabei sehr weit hochgehoben haben. Natürlich verspottet vom ganzen Publikum.
Späte Anerkennung
Anfang der 70er Jahre zog sie in die Kämmergasse, wo sie mit 73 Jahren an Altersschwäche verstarb. Einige Monate nach ihrem Tod regte sich bei vielen Kölnern das schlechte Gewissen und so entstand das Lied „Dis Fröhjohr hät se no ehr Engk gefunge“ (der Text dazu findet sich in unserer Liedersammlung). Auch in einem anderen Lied wird ihr als „Kölsches original“ gehuldigt:
Böckderöck-Wauwau!
Häss en Nas wie en Hohnderklau!
Do läuf sing Stroß, dat pucklich Irm,
gekannt vun Ahle, Junge,
et fuchtelt durch de Looch mem Schirm
un schlenkert met der Zunge:
„Ehr Hellekinder, schambt Üch jet,
loot doch ahl Lück gewähde!“
Se schannt, gov Jedemein sin Fett;
lang litt se en de Aede!
All diese Dinge nach ihrem Tod waren anerkennend gedacht – zu schade, dass ihr diese Anerkennung zu Lebzeiten verwehrt blieb.