Kölsche Originale
Kölsche Orgenale – su woodte Minsche genannt, die juxige ov komische Enfäll hatte. Se all hatte usgefalle Idee un mancheiner soch och e bessche löstig us ov dät sich ärg klüchtig verhalde. Meddlerwiel kennt mer se kaum noch – doröm es et an der Zigg, se uns ald widder en et Gedächnis zo rofe.
Meister Thurn
Meister Thurn (ca. um 1860 – weitere Daten und Namen unbekannt)
Die Wohnung des Schneidermeisters Thurn lag in der Biberstraße – direkt neben der angrenzenden „Königshalle“, die von Franz Stollwerck erbaut wurde. Eine absolute Vorliebe des Meisters war es, Opernarien nachzusingen. Und die Vorlagen dazu lieferten ihm die Sänger, die in den eben genannten Hallen abends auftraten.
Ja – das Singen war, neben dem Schneidern, die liebste Beschäftigungen des Meister Thurns und da bei ihm nicht nur die Stimme, sondern auch Qualität und Preise stimmten, konnte er sich vor guten Aufträgen nicht retten. Doch noch einer dritten Leidenschaft ging er nach – wenn auch nur immer drei Wochen im Jahr: dem Reisen. Dann blieb die Werkstatt zu und er packte Koffer über Koffer. Und womit? Man mag es kaum glauben, aber feinste Anzüge vom allerneuesten Schnitt landeten im Gepäck, der im Übrigen mit Reklamezetteln der besten und feinsten Hotels ganz Italiens beklebt war. Und er erfüllet seinen Zweck … In Bad Ems, Wiesbaden und einigen anderen Städten wurde dem Schneidermeister, ehrfurchtsvoll als „Baron von Thurn“, „Graf von und zu Thurn“ und vielen anderen Titel, die fürstlichsten Zimmer zugewiesen.
Drei Wochen wurde aus dem einfachen Schneidermeister ein Mann von Welt und wenn die Arien wieder aus dem Fenster schallten, wusste die ganze Nachbarschaft, dass Thurn aus Kleidungsstücken von Großvater und Vater für den Sohn einen fast neuen Anzug schneiderte – denn so wie er konnte das kein anderer in der Stadt Köln.
Wichtig war nur eines: Den Schneidermeister Thurn nie zu verärgern, denn brauchte man es auf Lebzeiten nicht mehr zu wagen, sein Geschäft zu betreten, geschweige denn, einen Auftrag bei ihm aufzugeben.