Kölsche Originale
Kölsche Orgenale – su woodte Minsche genannt, die juxige ov komische Enfäll hatte. Se all hatte usgefalle Idee un mancheiner soch och e bessche löstig us ov dät sich ärg klüchtig verhalde. Meddlerwiel kennt mer se kaum noch – doröm es et an der Zigg, se uns ald widder en et Gedächnis zo rofe.
Franz Andreas Millowitsch
Franz Andreas Millowitsch (26. Februar 1797 – 15. Juni 1875)
Franz Andreas Millowitsch zog als 5-jähriger 1802 mit seiner Mutter und zwei älteren Schwestern nach Köln, nachdem der Vater verstorben war. Dort angekommen spielt er mit dem größten Vergnügen „met Ömmere“ und lebte sich schnell ein. Erforscht man den Namen des Vater Maulbert/Millowitsch einmal näher, so bekommt man schnell heraus, dass die Mutter in Köln erneut heiratete, um den Kindern einen Vater zu geben. Leider verstarb der 2. Mann sehr bald nach der Hochzeit.
Franz Andreas erlernte das Handwerk des Rotgerbers, diente von 1815-1820 im Bergischen Infanterie-Regiment und bestritt – ins Zivilleben zurückgekehrt – den Lebensunterhalt von sich und seiner Frau mit dem Befördern von Lohkuchen. Zur Erklärung: Lohkuchen – auch Lohkäse oder Lohballen genannt – war zu Ballen geformte und getrocknete Gerberlohe; also zum Gerben verwendete Baumrinde oder Blätter, die wiederrum zum Feuern gebraucht wurden. Ab und an wurde sowohl die Gerberlohe also auch der Käse als Dünger verwendet. Da Millowitsch ganz in der Nähe des Rotgerberbachs wohnte, kaufte er dort die Abfälle der Gerber auf, formte daraus die Lohkuchen und verkaufte sie als Dünger weiter.
Doch die Familie wuchs und bald reichte das Geld nicht mehr. Um zunächst en größten Hunger zu stillen, ging Franz Andreas als Straßensänger umher und war durch seinen Quetschebüggel bald überall bekannt.
Seinen Traum nie aufgegeben
Als Ende der 1830er Jahre der Lohkuchenhandel einbrach, verlegte Millowitsch sich komplett aufs Puppenspiel und unterhielt an der Deutzer Brücke die Wartenden mit kleinen Possen – eben so lange wie die Brücke ausgefahren war, um ein Schiff durchzulassen. Doch auf davon konnten er und seine Familie nicht auf Dauer leben. Daher versuchte er eine Konzession für ein Puppentheater in der Stadt zu bekommen, doch da hatte Christoph Winters eine Allmachtstellung und zwei Theater wollte die königliche Regierung nicht zulassen. Auch ein zweiter Antrag mit der Bemerkung, sein Puppentheater in „Entfernung zur Stadt“ aufzubauen fand keinen Erfolg und so wandte er sich mit folgendem Schreiben an den Oberpräsidenten der Rheinprovinz:
„Höt ens wat ich üch wel verzelle
Wat ich un min Bestevater disen Ofend welle vörstelle,
Ich han mir zo minger Benefiz ei Flintge gelade
Dat wet ob alle Here und Dame wate
Disen Ofend wel ich üch ens leere die Siebe Wetze
Dobei mut ehr äfer nit stohn als setze.
Dann sold ehr ens lachen,
Wat et Hennesgen mit singem Bestevater
Für ein Krimasse wet machen,
Der Prihs es zwor hück en bisgen gatz,
Ich denken efer doch dat et hück noch ens tüchtig wet besatz.“
Das Anschreiben gilt als das älteste erhaltene Dokument über die Millowitsch-Bühne und wird heute aufbewahrt im Staatsarchiv Koblenz. Zum Vergleich, wie sehr Millowitsch an seiner kölschen Schreibweise gearbeitet hat, kommt hier eine Ankündigung 13 Jahre später – genauer: Vom 9.11.1856:
„Höht ens wat ich üch well verzelle
Wat mer dißen Ovend wäde vürstelle:
Die neueste Wetze wähden op üch wahde
Dröm dunn ich üch allemolde hück enlade,
För goot Plaaz un schön Spill es gesorg
Aeffer vöruus gesaat, et wehd nit geborg!
Dröm dunn die geehrte Dame sich nit gineere
Uns och ens met ehrem Besoch zo beehre.“
(an den hervorgehobenen Wörtern erkennt man die Veränderung imSchrifbild sehr gut)
Doch zurück zu dem Bittgesuch von 1843. Erneut wird es abgeschmettert, trotz Millowitschs Hinweis auf seine 5-jährige Militärzeit, seine pünktliche Zahlung der Steuer sowie der Angabe von zwei Leumundszeugen. Vorerst musst er also weiter auf der Deutzer brücke spielen.
Erst beim 4. Versuch im Oktober 1845 hat er Erfolg. Erneut unterstreicht er seine berufliche Qualifikation und schildert die Not seiner Familie. Diesmal hat die königliche Regierung ein Einsehen und gestattet ihm zunächst das Spielen in der Siegburgergasse in Deutz. 1849 gelingt ihm der Durchbruch. Er bezwingt das Monopol von Christoph Winters und etabliert seinen Theatersitz in der Weyerstraße 44. Doch bereits nach kurzer Zeit gab es ein solches Überangebot an Puppenspielen, so dass Millowitsch erneut eine Gastspieltätigkeit aufnehmen musste.
1869 wurde die Gewerbefreiheit eingeführt, doch da hatte Franz Andreas sein Theater bereits dem Sohn Caspar übergeben. Am 15. Juni 1875 stirbt Franz Andreas Millowitsch – Begründer der Millowitsch-Dynastie – die bis heute Rang und Namen in der Schauspiel-Welt hat!