Raretätcher

Monat für Monat stellen wir für Sie ganz spezielle Lesetipps zusammen. Natürlich können Sie ALLE Bücher, die wir hier vorstellen in unserer Bibliothek ausleihen. Die meisten Exemplare sind natürlich auch noch im Handel bzw. im Antiquariat erhältlich.

Böchertipp för der April

Bernd Imgrund
Unter Nachbarn: Vom seltsamsten Verhältnis unseres Lebens
Hirzel Verlag, Stuttgart, 2025
ISBN: 978-3-7776-3490-6

Unter Nachbarn: Vom seltsamsten Verhältnis unseres Lebens

Rainer Maria Rilke behauptete einst: „Ich könnte einfach die Geschichte meiner Nachbarn schreiben; das wäre ein Lebenswerk!“ Der Mann hatte nicht unrecht. Die Thematik mit den Menschen, die uns mitunter näher sind, als uns lieb ist, ist ein weites Feld. Im besten Falle wachsen sie ans Herz, man findet Freunde und weiß genau: Wenn mir Zucker, Mehl oder Backkakao fehlen, kann ich einfach nebenan klingeln gehen.
Natürlich geht es auch andersherum, das sieht man an Donald Duck und seinem Nachbarn dem Herrn Zorngiebel: Falsch entsorgter Müll, schlecht geparkte Autos, laute Musik zu später Stunde oder kreischende Kinder, die doch „nur spielen wollen“.

Fest steht: Die Nachbarschaft ist ein Geben und Nehmen. Bernd Imgrund hat das Für und Wider in diesem Büchlein scharfsinnig und sehr humorvoll erfasst. Jeder findet sich dort wieder – sämtliche Facetten werden gespiegelt.
Ob es nun um die Höhe des nachbarschaftlichen Zauns geht, den plötzlich Zugezogenen (der sich immer noch nicht vorgestellt hat) gemütliches sonntägliches Beisammensitzen bis hin zu gemeinschaftlichen Ausflügen, oder aber auch striktes Abgrenzen – das Phänomen Nachbarschaft ist vielfältig. Imgrund erläutert Begriffe, bedauert das Aussterben der „guten Nachbarschaft“ und untersucht die Begriffe von Nähe, Einsamkeit vs. Allein aber auch dem Wir-Gefühl einer Gemeinschaft – immer mit einem leichten Lächeln und einem Augenzwinkern.
„Ich gehe nachbarn“ – Merkwürdige Formulierung, denken Sie jetzt – doch gibt es sie im englischen durchaus. „to neighbour“ – auf Nachbarschaft gehen. Einfach wundervoll! Denn manchmal braucht man gar kein Mehl, bzw. man kann es sich ja auch selbst kaufen. Aber dann merkt man, man hat schon lange kein Schwätzchen mehr mit Miriam oder Ralf gehalten – also klingelt man doch und „geht nachbarn“.