Die kölschen Schreibregeln

Die vorliegenden Schreibregeln sind wortstammorientiert. Wortstämme werden in der Regel nicht verändert: Aug / Aug-e / Äug –elche. Zigg / Zigg-e. Eine solche Regel ist leicht verständlich, nachvollziehbar und leicht anzuwenden. Ebenso verhält es sich für die anderen Regeln. Die Schreibregeln sind ausführlich erklärt in dem Buch von Christa Bhatt: Kölsche Schreibregeln.

Bei den Schreibregeln geht es vor allem um Nachvollziehbarkeit und größtmögliche Durchgängigkeit. Sie geben eine Einsicht darin, warum ein Wort wie geschrieben wird. Es bietet allen eine Orientierungshilfe, die sich in der kölschen Sprache schriftlich ausdrücken möchten, ist jedoch nicht als Regulativ gedacht.

Die im vorliegenden Buch aufgestellten Schreibregeln orientieren sich – wie übrigens alle europäischen Sprachen – an den Wortstämmen und bieten eine Orientierungshilfe für die Schreibung des Kölschen.

I. Welches ist der Wortstamm?

Der Wortstamm ist der Teil des Wortes, der sich nicht verändert. Mit ihm lassen sich andere Wortformen bilden.
fahr: fahr-en, Fahr-t, Fahr-zeug, Ab-fahrt, fahr-bar

Der Wortstamm ändert sich nicht, es sei denn es handelt sich um einen Umlaut (vgl. Baum/ Bäum) oder einen Ablaut (vgl. falle/feel/gefalle).

Im Deutschen wie auch im Kölschen wird ein Konsonant am Silben- und Wortende immer stimmlos (hart) gesprochen, auch wenn der Buchstabe an anderer Position stimmhaft (weich) gesprochen wird.
Kind (gesprochen kint)

Wir wissen, dass am Wortende ein "d" steht, wenn wir die Mehrzahl Kinder bilden.
Das ist im Kölschen genauso.

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1. Auslautverhärtung

Zigg - Zigge Wod - wödig Blod - blode/blodig

2. "g"

Schrift Aussprache Beispiel
a) gg im Wort g [g] ziggig
b) am Wortende k [k] hügg
c) g am Wortanfang und am Silbenanfang nach hellen Vokalen j [j] god, fleege
d) g nach dunklen Vokalen in unbetonter Silbe r [r] gefloge
e) g am Silbenende nach hellen Vokalen ch [ich-Laut) fuffzig
f) g am Silbenende nach dunklen Vokalen ch [x] Dag

3. "ch"

Beim Adjektiv bleibt die Endung -lich, die Aussprache ist individuell verschieden: herrliche mit ich-Laut oder mit [j]  
Beim Diminutiv bleibt die Endung -che, die Aussprache ist je nach vorangehendem Laut mit ich-Laut oder mit "j": Männche mit ich-Laut Bötzche mit [j]  

II. Schreibregeln für Vokale

Bleibt die Vokallänge im stddt. und im kölschen Wort gleich, richtet sich die Schreibweise des kölschen Wortes nach der des stddt. Wortes. Dies bedeutet im einzelnen:

  • bei einem einzelnen Vokal im stddt. Wort wird ein einzelner Vokal im kölschen Wort geschrieben (von > vun; Fluch > Floch);
  • bei Doppelkonsonanten hinter einem Vokal im stddt. Wort werden Doppelkonsonanten nach dem Vokal des kölschen Wortes geschrieben (Sonne > Sonn);
  • bei Diphthong (Doppelvokal) im stddt. Wort steht im kölschen Wort entweder auch ein Diphthong oder bei Wechsel zu einem Einzelvokal Längenkennzeichnung entweder durch Vokalverdopplung (Feuer > Füür) oder durch Dehnungs-e hinter 'i' (Eile > Iel; leihen > liehne).
  1. bei Dehnungszeichen hinter Vokal(en) im stddt. Wort steht im kölschen Wort ein analoges Dehnungszeichen, und zwar- Dehnungs-h im stddt. und im kölschen Wort (Huhn > Hohn, lehren > lihre),
  2. Vokalverdopplung im stddt. und im kölschen Wort (Haar > Hoor),
  3. 'ie' im stddt. Wort > Doppelvokal im kölschen Wort (Brief > Breef).
  • Ist im stddt. Wort ein Vokal kurz und der Vokal des entsprechenden kölschen Wortes lang, zeigen wir die Vokallängung im kölschen Wort durch Vokalverdopplung (machen > maache; Wirt > Weet) oder 'ie' (lernen > liere) an, unabhängig davon, wie die Kürze des Vokals im stddt. Wort ggfls. zusätzlich gekennzeichnet ist; z.B. durch Konsonantenhäufung hinter dem Vokal (Erbsen > Ääze). Obwohl 'ß' nach Vokal zum Einen immer stimmlos ist, zum Anderen die Länge des voranstehenden Vokals signalisiert, nehmen wir explizite Längenkennzeichnung auch hier vor (lassen > looße) bzw. behalten sie bei (schießen > scheeße; reißen > rieße), es sei denn, die Länge ist auch im stddt. Wort nicht explizit markiert (F > F).
  • Ist im stddt. Wort ein Vokal (oder Diphthong) lang und der Vokal des entsprechenden kölschen Wortes kurz, zeigen wir die Vokalkürzung auf folgende Arten an:
  1. wird ein Diphthong des stddt. Wortes im kölschen Wort zu einem kurzen Vokal, kennzeichnen wir die Kürze durch Schreibung des einzelnen Vokals (auf > op);
  2. wird ein langer Einzelvokal des stddt. Wortes im kölschen Wort zu einem kurzen Vokal, kennzeichnen wir die Kürze durch Konsonantenverdopplung (aber > ävver), sofern der konsonantische Laut schreibtechnisch verdoppelbar ist (Bauch > Buch) und nicht auf das Phonem /g/ zurückgeht (Zug > Zog). In diesen Fällen bleibt es bei der einfachen Notierung des/der Konsonanten hinter dem Vokal.

Zusammenfassung

1. Gleiche Vokallänge

a) ein Vokal bleibt Schiff/Scheff Tag/Dag
b) Doppelkonsonant bleibt Sonne/Sonn Falle/Fall
c) Dehnungs-h bleibt Huhn/Hohn Stuhl/Stohl
d) g/ch wird h Regen/Rähn gemacht/gemaht
e) Doppelvokal bleibt Haar/Hoor  
f) ß zeigt Länge an Fuß/Foß  
g) Diphthong bleibt kaufen/kaufe teilen/deile
h) Dipht. wird zu Doppelvokal Bauer/Buur (Boor) Scheibe/Schiev
  Feuer/Füür  
i) ie bleibt oder wird zu ee Tier/Dier lieb/leev

2. deutsch kurz, kölsch lang

a) Vokal wird verdoppelt krachen/kraache  
b) Vokal wird verdoppelt Kerze/Kääz Erbse/Ääz (r + Kons. fallen weg)
c) ss wird Doppelvokal + ß nass/naaß lassen/looße

3. deutsch lang, kölsch kurz

a) Konsonant wird verdoppelt Ofen/Ovve  
b) bei Diphthong zu Einzelvokal saufen/suffe  
kaufen/kaufe teilen/deile

4. Ausnahmen

a) Schäl (Hänneschen-Figur; nicht: Schääl)  
b) schäl Sick Eigenname (regelkonform würde man "schääl Sigg" schreiben)  
c) jeck, Jeck (nicht: geck, Geck; s. Duden)  

III. Schreibregeln für Konsonanten

  • Der Laut [g] wird im Kölschen meistens für die standarddeutschen Laute [k], [d] und [t] ersetzt, in einigen wenigen Wörtern bleibt er aber auch für stddt. [g] erhalten:
  • Folgt im stddt. Wort der Laut [k] einem kurzen Vokal (z.B. Rücken, wackeln), wird dieses [k] in einigen Fällen im Kölschen lautlich durch [g] realisiert. Zur Kennzeichnung der Vokalkürze schreiben wir hierfür 'gg' (Rögge, waggele) .
  • Steht im Stddt. 'd' oder 't' hinter einem Diphthong, der mit einem Vordervokal endet (z.B. läuten, schneiden, Zeit), steht im kölschen Wort häufig anstelle des Diphthongs ein kurzer Vordervokal und gleichzeitig wird /d/ bzw. /t/ durch /g/ ersetzt. Zur Kennzeichnung der Vokalkürze schreiben wir auch hier 'gg' (lügge, schnigge, Zigg).
  • Steht [g] (orthogr.: 'gg') im stddt. Wort nach einem kurzen Vokal (z.B. Röggelchen, maggeln, anbaggern)., wird im Kölschen meist das [g] beibehalten (Röggelche, maggele, aanbaggere).
  • Wird ein stddt. 'g' oder 'ch' im kölschen Wort getilgt, ersetzen wir das getilgte 'g' bzw.'ch' durch ein 'h', sofern der Vokal lang bleibt oder wird (wie in unterwegs > ungerwähs, Regen > Rähn, macht! > maht!).
  • Bei flektierten Verbformen, wo 'g' oder 'ch' vor 's' oder 't' ausfällt, ersetzen wir dafür ebenfalls 'h' (z.B. sagst > sähs, sagt > säht/saht!), selbst wenn der Vokal des kölschen Wortstammes durch Vokalverdopplung längenmarkiert ist (Inf.: maache; (do) mähs, (hä) mäht, maht!, aber: maach!)
  • Steht im stddt. Wort 'chs' hinter einem kurzen Vokal und wird [ks] gesprochen (z.B. in wachsen, wechseln), kann der Vokal im kölschen Wort lang werden und der nachfolgende Laut [k] wird nicht gesprochen. Wir schreiben dann anstelle des getilgten 'ch' ein 'h' zur Kennzeichnung der Vokallänge und der gleichzeitigen Tilgung des [k], und zur Verdeutlichung der Stimmlosigkeit des [s] ein 'ß' (wachsen > wahße; wechseln > wähßele). Bleibt der Vokal auch im kölschen Wort kurz, fällt [k] nicht weg und es bleibt bei der Schreibung 'chs' (z.B. sechs).
  • Steht im stddt. Wort 'chs' hinter einem langen Vokal und wird [çs] gesprochen (z.B. nächste), bleibt der Vokal des kölschen Wortes lang und statt [çs] spricht man [ks]. Wir behalten die Schreibung 'chs' bei, da sie üblich ist für die Lautkombination [ks] im Stddt. (nächste > nöchste).
  • Steht 'cht' im stddt. Wort hinter einem kurzen Vokal , wird 'cht' entweder [çt] oder [xt] gesprochen. Im kölschen Wort wird der Vokal meistens lang und das auslautende [t] entfällt (Recht > Rääch, Nacht > Naach).
  • Steht 'chts' im stddt. Wort hinter einem kurzen Vokal , wird 'chts' entweder [çts] oder [xts] gesprochen. Im kölschen Wort wird der Vokal meistens lang, aus [çts] wird [ts], aus [xts] [ks]. [ks] schreiben wir 'ks' (nachts >naaks); [ts] schreiben wir 'ts' (rechts > rääts).
  • Steht 'ch' im stddt. Wort hinter einem langen Hintervokal, wird 'ch' durch den Laut [x] (=Ach-Laut) realisiert (z.B. suchen). Im kölschen Wort wird aus dem Hintervokal oft ein langer Vordervokal und statt des [x] spricht man ein [k], das wir auch 'k' schreiben (söke)
  • Stddt. [pf] wird unabhängig von der lautlichen Umgebung im Kölschen fast immer [p] gesprochen (Pferd > Pääd; hüpfen > höppe; Kopf > Kopp).
  • Stddt. In- und Auslaut-'b' wird im Kölschen, bis auf ein paar vereinzelte Ausnahmen,zu /v/, das im Inlaut stimmhaft [v], im Auslaut stimmlos [f] gesprochen wird. Wir schreiben dann im Kölschen nach Langvokal oder Diphthong 'v' (Graben > Grave; Grab > Grav; bleiben > blieve), nach kurzem Vokal 'vv' (über > üvver).

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