Kölsche Grammatik

Kölsch sprechen ist eines, richtig kölsch sprechen nicht immer dasselbe. Kölsch hat in den letzten Jahren einen Aufschwung erlebt. Das ist gut so. Was durch die Medien (Presse, Musikszene, Fernsehen, Werbung) jedoch vielfach verbreitet wird, hat zum Teil nicht mehr viel gemein mit der kölschen Sprache. Standarddeutsche Einflüsse verdrängen die kölschen Idiome, nicht, weil das nun mal der Lauf der Dinge ist, sondern aus Unkenntnis. Das ist nicht gut. Natürlich beeinflussen sich Kölsch und Hochsprache im Rheinland gegenseitig. Für gewisse Wörter gibt es kein kölsches Pendant. In diesen Fällen greift man automatisch auf die kölsche Aussprache des standarddeutschen Wortes zurück. Das ist nicht neu. Wo jedoch im Kölschen andere Ausdrücke, Redewendungen, Vokabeln, grammatische Formen etc. als im Deutschen existieren, sollte man sie auch benutzen. In der im März 2002 erschienenen und 2017 neu aufgelegten Grammatik De kölsche Sproch werden die wichtigsten grammatischen Phänomene des Kölschen berücksichtigt. Es ist sozusagen zweisprachig verfasst, für Kölschkenner auf Kölsch, für Imis auf Deutsch.
 

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Der kölsche Genitiv

Der Genitiv ist für den Kölschen etwas Unsägliches. Etwas so Hochgestochenes kann er gar nicht bilden. Da behilft er sich. Nehmen wir einmal den deutschen Ausdruck:
meines Freundes Bruder  

Das klingt im Deutschen schon gestelzt, ist auch im Aussterben begriffen. Man sagt nicht:
der Broder * minges Fründes

Man sagt:
der Broder vun mingem Fründ

Es gibt aber noch eine andere Konstruktion, bei der sich die meisten Imis die Zunge brechen oder die ihnen sehr lustig vorkommt. Für die kölsche Sprache ist das aber nicht lustig sondern ganz normal:
mingem Fründ singe Broder  

Diese Art der Genitivbildung geht aber nur mit Substantiven, die eine Person bezeichnen. Also nicht:
*Däm Boch singe Ömschlag es rud.

sondern:
Dä Ömschlag vun däm Boch es rud.  

Ob dabei der betonte oder der unbetonte Artikel benutzt wird, hängt ganz von den Umständen ab.
Dat sin de Pänz vun dä Müllers.  Das sind die Kinder von Frau Müller.  
gedacht zum Beispiel: die wir ja alle kennen oder vun der wir gerade gesprochen haben.

Dat sin de Pänz vun de Müllers.
gedacht zum Beispiel: und nicht die Neffen

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Der Konjunktiv (Möglichkeitsform)

 

Im Deutschen kann der Konjunktiv - neben der Konjunktivform des Verbs - mit "würde" gebildet werden. Anstatt "Wenn ich reich wäre, äße ich jeden Tag Kaviar." kann man die weniger gestelzte Form: "Wenn ich reich wäre, würde ich jeden Tag Kaviar essen." benutzen.

Das geht im Kölschen auch. Allerdings verwendet man dafür nicht die kölsche Entsprechung "wöödt", sondern "dät": "Wenn ich rich wör, dät ich jeden Dag Kaviar esse." "wöödt" geht im Kölschen nur, wenn der Hauptsatz kein weiteres Verb mehr enthält. z.B. "Wenn ich rich wör, wöödt ich Fastelovendsprinz" oder "Wenn ich rich wör, wöödt ich beröhmp."

Besonderheiten der kölschen Grammatik

Konjugationsformen bestimmter Verben

Wenn wir uns mal so anschauen, wobei die Teilnehmer am Sprachprojekt "Op Kölsch gesaht" bisher recht viele Fehler gemacht haben, dann fallen in der Hauptsache Verben auf, also "Zeitwörter", aber nur ganz bestimmte. Es gibt davon ein paar, die sich verändern, wenn man sie konjugiert (beugt), deshalb machen die Leute hier immer wieder Fehler. Zwei Typen solcher Verben wollen wir hier einmal mit all ihren Formen aufschreiben, damit Sie sie sich besser merken können.

  • levve, klevve, bevve (leben, kleben, beben) werden alle nach dem selben Muster gebeugt.

Präsens (Gegenwart)

levve, lävte, geläv    (leben, lebte, gelebt)

KölschDeutsch
ich levveich lebe
do lävsdu lebst
hä läver lebt
mer levvewir leben
ehr lävtihr lebt
se levvesie leben

 

Imperfekt (Vergangenheit) und Konjunktiv II (Möglichkeitsform)

KölschDeutsch
ich lävteich lebte
do lävtesdu lebtest
hä lävteer lebte
mer lävtewir lebten
ehr lävtetihr lebtet
se lävtesie lebten

 

Imperativ (Befehlsform)

KölschDeutsch
läv!leb(e!

lävt!

lebt!

 

  • gonn, stonn (gehen, stehen) werden im Präsens (der Gegenwart) auch nach dem selben Muster gebeugt, aber in den anderen Zeitformen sind sie verschieden:

 

Präsens (Gegenwart)

gonn, ging, gegange  (gehen, ging, gegangen)

KölschDeutsch
ich gonnich gehe
do geihsdu gehst
hä geihter geht
mer gonnwir gehen
ehr gohtihr geht
se gonnsie gehen

 

Imperfekt (Vergangenheit) und Konjunktiv II (Möglichkeitsform)

KölschDeutsch
ich gingich ging
do gingsdu gingst
hä ginger ging
mer ginge/gingkewir gingen
ehr gingtihr gingt
se gingesie gingen

 

Imperativ (Befehlsform)

KölschDeutsch
gangk!geh(e)!
goht!geht!

 

Präsens (Gegenwart)

stonn, stundt, gestande (stehen, stand, gestanden)

KölschDeutsch
ich stonnich stehe
do steihsdu stehst
hä steihter steht
mer stonnwir stehen
ehr stohtihr steht
se stonnsie stehen

 

Imperfekt (Vergangenheit)

KölschDeutsch
ich stundtich stand
do stundtsdu stand(e)st
hä stundter stand
mer stundtewir standen
ehr stundtihr standet
se stundtesie standen

 

Konjunktiv II (Möglichkeitsform)

KölschDeutsch
ich stündtich stünde/stände
do stündtsdu stündest/ständest
hä stündter stünde/stände
mer stündtewir stünden/ständen
ehr stündtihr stündet/ständet
se stündtesie stünden/ständen

 

Imperativ (Befehlsform)

KölschDeutsch
stand!steh(e)!
stoht!steht!

 

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