Wie schreibe ich korrekt Kölsch?

Wie schreibt man denn eigentlich das kölsche Wort für „Sprache“? Sprooch oder Sprohch oder Sproch? Am besten schreibt man es doch wie man es spricht. Aber das geht doch gar nicht. Ein langes o ist im Deutschen immer ein geschlossener Laut. Wie soll ich den kölschen Laut, nämlich das lange offene o schreiben? Wie wird das kölsche Wort für "Auge" geschrieben? Auch oder Aug oder gar Ouch, wie man es spricht? Was aber wird dann mit dem Plural? Aure oder Oure?Wie lautet denn dann der Wortstamm? Am Ende mit "ch" Auch oder mit "r" Aur? Nimmt man dann noch "Äugelchen" dazu, dann erhält man Äujelche. Hat der Wortstamm etwa ein "j" am Ende Auj?

Probleme bei lautgenauer Schreibweise

Immer wieder werden wir gefragt, warum wir nicht schreiben, wie wir sprechen. Vorausgesetzt wird dabei, andere Schreibweisen seien derart beschaffen, dies leisten zu können. Bei näherem Hinsehen erweist sich das jedoch als Fehleinschätzung. Nur weil man landläufig meint, wenn man den Buchstaben g ersetzt, wäre das Problem gelöst, hat man nicht wirklich etwas gewonnen. Im Gegenteil: Aussprachevarianten bleiben außen vor und nicht nur Buchstaben innerhalb eines Wortes, sondern auch Wörter selbst müssten ständig verändert werden, je nach dem, an welcher Position sie stehen.

Bsp. Auge: Aug, Auge, Äugelche - aug bleibt (bis auf die auch im Deutschen bestehende Vokalumlautung) identisch, verändert wird nur die Aussprache und die ist je nach Lautumgebung immer identisch. Auch, Aure, Äujelche - neben dem geringen Wiederenkennungseffekt hinsichtlich der Bedeutung, ändert sich der gesamte Wortstamm. Wollte man aber wirklich konsequent sein, müsste man alle verfügbaren Möglichkeiten unseres Alphabets ausschöpfen und schreiben: Ouch, Oure, Öüjelche, denn so in etwa spricht man es.
ei und äu werden meist wie ei bzw. öü gesprochen. Ausnahmen sind z.B. zwei - ai und Heu-oi. Niemand schreibt aber z.B. Buhai oder Stöüverhoff. Offenbar möchte man trotz der Möglichkeiten, die vorhanden sind, hier doch nicht schreiben, wie man spricht. 

Für manche Aussprachevarianten finden sich allerdings in unserem Alphabet gar keine gebräuchlichen Buchstaben.

Bsp. watscheln: watschele - das tsch wird im Kölschen weich ausgesprochen, etwa wie im Italienischen: maggiore. Man könnte nun ein d statt eines t wählen wadschele, aber das wird dem weichen sch auch nicht gerecht.

Bsp. Zug: Zog - das o ist geschlossen und kurz. Dies kann durch die Schreibung nur eines o nicht dargestellt werden. Wählt man die Auslautung auf -ch, Zoch, dann legt das zwar die Aussprache als ach-Laut nahe, aber auch des o als offenen Lauts analog zu noch oder Koch, wie man das oft bei Nicht-Kölner Moderatoren hört.
Manche Wörter werden individuell anders ausgesprochen. Wir müssten dann unterschiedliche Schreibungen für ein und dasselbe Wort zulassen, selbst für Eigennamen. 

  • Bsp. herrlich: herrlich - ene herrliche / herrlije Nommedaach
  • Bsp. Zülpich: Zülpich - Zülpicher Platz / Züllepijer Platz
  • Bsp. Berrenrath: Berrenrath - Berrenrather / Berrenradder Stroß
  • Bsp. durcheinander: duchenein - Ich han alles durchenein / durjenein jejesse.

Manchmal spielt einem der Versuch einer lautgetreuen Schreibung auch einen Streich. Personen, die den Vornamen “Gerd” tragen, haben es da z.B. schwer. r vor t oder d wird zwar im Kölschen oder Rheinischen wie ch in dem deutschen Wort “ach” gesprochen (vgl. “Sport” “Mord” “Wort” “Urteil” “Wirt” “wird” “Gerd” “Gürtel”), aber sobald r als ch geschrieben wird, sind nur noch die Wörter im Spiel, bei denen dem ch ein dunkler Vokal (a, o u) vorangeht. (“Spocht” “Mocht” “Wocht” “Uchteil”). Der kölsche Gerd hat nun aber ein Problem. Wie auch immer man es anstellt, ch in “Jecht” oder “Jächt” wird wie ch in dem Wort “ich” ausgesprochen, weil nämlich kein dunkler Vokal vorangeht (vgl. “echt”).

Die Aussprache ändert sich manchmal über die Wortgrenze hinaus.
Wir müssten dann die Schreibungen für ein und dasselbe Wort je nach folgendem Wort verändern. Die fett gedruckten Sätze zeigen die auspracheunabhängige Variante, die auf Beibehaltung der Wortstämme beruht. 

  • Ehr hat jesinn? - Hadder jesinn? Hat ehr gesinn?
  • Ehr joot / joht heim. - Johder / Jooder heim? Goht ehr heim?
  • Ehr wollt zwei Kölsch. - Ehr wollde Kölsch. Ehr wollt e Kölsch.
  • Ehr saht / saat nix. - Do sahder / saader nix. Do saht ehr nix.
  • Sahch / Saach de Wohrheit! - Sahrens / Saarens jet! Sag ens jet!
  • Hä jeit / jeiht heim. - Hä jeidens / jeihdens en der Keller. Hä geiht ens en der Keller.
  • Hä kütt morje. / Hä küddam Moondaach. Hä kütt am Mondag.
  • Hä hät jewaht / jewaat, bes singe Fründ nit mie do es. / Hä häddens jewaht / jewaat, bes hä foddes. Hä hät ens gewaadt, bes hä fott es.
  • Frohch / Frooch de Mamm! / Frohrens / Froorens de Mamm! Frog ens de Mamm!
  • Se jeiht / jeit mem Pitter en et Kinema. / Se jeiht / jeit meddim en et Kinema. Se geiht met im en et Kinema.
  • Do leef dä neue Dscheims Bont. / Do leewene Fillem för Puute. Do leef ene Film för Puute.
  • Se hät et dem Pitter jesaht / jesaat. / Se häddeddim jesaht / jesaat. Se hät et im gesaht.
  • Esujar der Schmitze Fuss kütt nit. /Niddens der Schmitze Fuss kütt. Nit ens der Schmitze Fuss kütt.

Um diesen Problemen aus dem Weg zu gehen, hat die Akademie för uns kölsche Sproch Schreibregeln aufgestellt, bei denen sich diese Probleme gar nicht erst ergeben.
Außerdem kann man hier einige wichtige Regeln für die Grammatik des Kölschen nachlesen

Kölsche SchreibregelnKölsche Grammatik