Kölsche Liedersammlung
Über 15.000 Titel haben wir mittlerweile in unserer Sammlung. Viele Künstler, Bands & Verlage arbeiten daran mit, dass sie ständig wächst.
Aufgeführt werden die Texte 1. als Quelltext, d.h. in der Form, wie sie uns zu Verfügung standen (z.B. als Originaltext, im Booklet einer CD, auf der Website der Künstler, in einem Liederheft oder von einer Audioquelle herausgehört), 2. in der Schreibweisweise der Akademie (Diese unterscheidet sich nicht gravierend von der bis in die 1970er Jahre allgemein gängigen Orthographie. Die Regeln dazu finden Sie unter dem Menupunkt Sprache.) und 3. in der deutschen Übersetzung.
Sollten die Urheber die Veröffentlichung eines Liedtextes nicht gewünscht oder ihr der Verlag nicht zugestimmt haben, so ist der Liedtitel aufgeführt und ein entsprechender Vermerk hinzugefügt.
Trotzdem sind natürlich auch wir nicht vor Fehlern gefeit - sollten Sie also auf eine Ungereimtheit stoßen, was den Text, die Urheber o. ä. angeht, melden Sie sich bitte bei uns.
Wenn Sie selbst Künstler sind und Ihren Songtext hier wiederfinden möchten, nehmen wir gerne alle Texte auf, vorausgesetzt sie sind auf Kölsch oder in einem verwandten rheinischen Dialekt.
Titel | Domols |
Interpret(en) | Niedeckens BAP |
Text | Wolfgang Niedecken |
Musik | Klaus Heuser |
Erscheinungsjahr | 1990 |
Tonträger | X für e U (Remaster 2006) (Doppel-CD) Affrocke - Live (1991) (CD) |
Verlag | Edition BAP Musikverlag (Universal Music Publishing Group Germany GmbH) |
Quelle | www.bap.de/songtext/domohls/ |
Kategorie | Lebensart Lebensweisheit |
Mit freundlicher Genehmigung der Urheber und des Verlags
Domohls
1) Obwohl et nur en knappe Stund vun Kölle,
kohm et ihm domohls noch wie en Weltreis vüür,
wenn er Punkt sechs Sonndaachohvends,
met der Strooßebahn,
eez nohm Südbahnhoff fuhr,
met singer Täsch voll Klamotte
für die nähxte veezehn Daach
un dä Träne, die ze waade hatte,
bess se nahx russdurfte.
2) Do wohr en Hääd kleine Männer
en dämm wieße Huus,
dat he ahm Waldrand steht.
Et klaff noch manch offene Wund
en der Seel vun manchem Jung,
die och die Zick nit heilt.
Die wooren hatt
jedenfalls wat die Fassad betroof,
denn jed Jefühl wat dodurch kohm,
woot brutal bestroof, domohls.
Refrain:
Ahnjepass ze funktioniere
liert mer em Wirtschaftswunderland.
Disziplin un Elleboore für en Streberwelt.
Un manche Kronprinz,
dä zwei Minsche noch zum Glöck jefählt,
woot he verboore
un zum Leistungsmonster omjequält, domohls.
3) He ess noch vill wie et woor
un och noh all dänne Johre,
deit deef drinn noch jet wieh.
Er sieht die Kirch un die Schull,
er denk en Dur un en Moll,
doch spürt kein Nostalgie.
Er denk ahn Blootsbrüder, Pfadfinder,
ahn sing eezte Band,
er denk ahn Psychoterror
un ahn sing eijene Pänz.
Ahnjepass ze funktioniere ...
4) Kirmesliebschafte, Aachterbahn,
feuchte Dräum, Schloofsaalnäächte voll Angs,
all Erwartunge zo enttäusche,
denn er "sollt et ens besser hann!", domohls.
Domols
Damals
1) Obwohl es nur eine Stunde von Köln,
kam es ihm damals wie eine Weltreise vor,
wenn er Punkt sechs sonntagabends
mit der Straßenbahn
zum Südbahnhof fuhr.
Mit seiner Tasche voll Klamotten
für die nächsten vierzehn Tage
und den Tränen, die zu warten hatten,
bis sie nachts raus durften.
2) Da war eine "Herde" (Menge) kleiner Männer
in dem weißen Haus,
das hier am Waldrand steht.
Es klafft noch manch offene Wunde
in der Seele von manchem Jungen,
die auch die Zeit nicht heilt.
Die waren hart -
jedenfalls was die Fassade betraf
- denn jedes Gefühl, was da durch kam,
wurde brutal bestraft - damals.
Refrain:
Angepaßt um zu funktionieren
lernte man im Wirtschaftswunderland
Disziplin und Ellenbogen für eine Streberwelt.
Und mancher Kronprinz,
der zwei Menschen noch zum Glück gefehlt,
wurde hier verbogen
und zum Leistungsmonster umgequält - damals.
3) Hier ist noch viel wie es war,
und auch nach all den Jahren
tut tief drinnen noch etwas weh.
Er sieht die Kirche und die Schule.
Er denkt in Dur und in Moll,
doch spürt keine Nostalgie.
Er denkt an Blutsbrüder, Pfadfinder,
an seine erste Band.
Er denkt an Psychoterror ...
und an seine eigenen Kinder.
Angepaßt um zu funktionieren ...
4) Kirmesliebschaften, Achterbahn,
feuchte Träume, Schlafsaalnächte voller Angst,
alle Erwartungen zu enttäuschen,
denn er "sollte es mal besser haben!"... damals.